Sonntag, 22. Mai 2016

IS 3Teil: Auswirkungen des IS auf den Nahen Osten und Afrika


3. Auswirkungen des IS auf den Nahen Osten und Afrika

Die bisherigen Blogteile haben sich mit den Gründen für die Entstehung des IS sowie seiner Struktur befasst. Ziel dieses längeren dritten Teils der Reihe ist es kurz herauszuarbeiten, inwieweit der IS neben Syrien und Irak auch weitere Staaten im Nahen Osten aber auch in Afrika gefährdet. Konkret befasst sich der erste Abschnitt kurz mit der aktuellen Lage in Syrien und Irak als „Quelle“ des IS, im Anschluss folgt der Blick auf die direkten Nachbarstaaten, Jordanien und Libanon (3.2). Wie groß die Wirkung des IS auch auf andere ehemaligen Staaten des sog. Arabischen Frühling ist und warum, zeigen die Abschnitte 3 bis fünf zu Ägypten, Jemen und Libyen, auf die ein Exkurs zur Situation auf den afrikanischen Kontinent in Gänze sowie ein abschließendes Fazit folgt.


3.1 Die Lage in Syrien und Irak - Zahlen und Fakten
Ziel dieses Abschnittes ist es, insbesondere auf den humanitären Aspekt der Auswirkungen des IS in Syrien und Irak einzugehen, die aktuelle Entwicklung im Kampf gegen den IS folgt an anderer Stelle. Des Weiteren wird kurz zusammengefasst, wie das Leben im IS aussieht und schließlich auf das angespannte politische Klima im Irak hingewiesen.
Wie die Medien, renommierte Nachrichtensender wie das ARD, sowie Internationale Einrichtungen und Organisationen, Amnesty International, UNHCR sowie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte, immer wieder berichten, ist die Lage in Irak und vor allem in Syrien derzeit katastrophal. Zwar erklärte am 30.03.16 ein UN-Nothelfer Stephen O’Brien vor dem UN-Sicherheitsrat: „Deutlich weniger Zivilisten werden seit Beginn der Waffenruhe vor einem Monat getötet oder verwundet - wenigstens in manchen Landesteilen hat das den Menschen eine Atempause gegeben."[1] – allein die Gesamtzahlen liefern demgegenüber ein erschreckendes Bild. Trotz der nun angelaufenen UN gesteuerten Lieferungen von Hilfskonvois sind Millionen von Menschen ohne Wasser, Strom und die nötigsten Nahrungsmittel. Bilder wie aus der nun wieder erreichbaren Stadt Madaya belegen, dass Kinder die Hauptleidtragenden des Konflikts sind.[2] Doch nicht nur die vor Ort verbliebenen Syrer und Iraker sind unerträglichen Lebensbedingungen ausgesetzt, auch hunderttausende Flüchtende oder bereits in Flüchtlingslagern angekommene leiden: Die Nachbarstaaten Syriens, Jordanien und Libanon, sind mit den von ihnen aufgenommen Flüchtlingen – deutlich höheren Zahlen als in Europa – überfordert und dadurch innenpolitisch bedroht (s.u.), die Türkei bildet das Haupttransitland zur EU, welche, wie das immer wieder verzweifelte Ringen um eine angemessene Reaktion auf den Flüchtlingsstrom zeigt, vor einer Zerreißprobe steht.
Doch nicht nur Hunger sowie mangelnder Zugang zu Strom und Wasser belasten das Leben der Menschen in Syrien: Innerhalb des IS Territoriums wird die Bevölkerung darüber hinaus terrorisiert und abgeschreckt. So gibt es zahlreiche Belege für öffentliche Exekutionen, Amputationen, Auspeitschungen und die Zurschaustellung von verstümmelten Leichen auf den Straßen, Maßnahmen des IS, um die Menschen unter Kontrolle zu halten. Ein weiterer Punkt ist die Zwangsverheiratung von Mädchen ab 13Jahren mit IS-Kämpfern – Umstände, die an Afghanistan zur Zeit der Taliban erinnern. Warum die Menschen dennoch bereit sind unter dem IS zu leben? Vielen fehlt das Geld zur Flucht, andere schrecken die Bilder aus den Flüchtlingslagern ab, einige wollen die Familie oder die Heimat nicht verlassen und schließlich gibt es immerhin nicht zu vergessen zumindest gewisse staatsähnliche Strukturen im IS-Territorium (siehe Blog Teil 2). Außerdem gilt auch im mit IS regierten Nachbarland Irak sieht die politische Lage derzeit auch ohne Bürgerkrieg angespannt aus.
Steht der Irak vor der Implosion? Auf der einen Seite scheint es deutliche Erfolge gegen den IS im irakischen Norden zu geben, allein wie z.B. die Anschlagsserie mit Selbstmordattentätern vom 04.04.16 belegt,[3] wehrt sich der IS hartnäckig gegen seine Vernichtung. Hinzu kommt, dass das innenpolitische Klima, die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der eigenen Regierung, stark angeheizt ist. So berichtete das ZDF am Freitag, 11.03.16, von einem Ultimatum des schiitischen Klerus unter Führung von Muqtada as-Sadr an die Regierung Abadi. Konkret gab es die Forderung nach Einleitung von Reformen innerhalb von vierzehn Tagen sowie der Absetzung von korrupten Ministern, sonst werde die Gelehrtenschaft die Regierung übernehmen.[4] Am Samstag, 30.04.16, stürmte nun das Volk unter Leitung von Sadr, das im abgeriegelten Sicherheitstrakt von Bagdad gelegene Parlament. Auch wenn sich die Masse nach Aufforderung ihres Anführers bereits am folgenden Tag wieder zurückzog: Die Situation erinnert einerseits an den Beginn des sog. Arabischen andererseits  an die Machtübernahme von Khomeini 1979 in Iran. Was wären mögliche Folgen, sollte sich in Zukunft der schiitische Klerus doch noch durchsetzen? Dies würde zur Etablierung des Irak als einem schiitisch dominierten Staat führen und damit den bereits vorhandenen Konflikt in der islamischen Welt zwischen Saudi Arabien als Stellvertreter der sunnitischen Staaten und Iran für die Schiiten verstärken. Eine bereits offensichtliche Folge der schiitischen Demonstrationen angeheizt durch die Offensive gegen den IS ist außerdem die jüngste Anschlagsserie der ersten April Woche im Irak, welche sich fast ausschließlich gegen schiitische Ziele richtete.
Doch nicht nur Syrien und der Irak leiden unter dem IS, auch der übrige Nahe Osten und Afrika sind durch mögliche Schläferzellen und Selbstmordattentäter bedroht, vor allem wenn Jugendliche abwandern, sich dem IS anschließen und später radikalisiert in ihre Heimat zurückkehren. Hinzu kommt in den beiden direkten Nachbarländern Jordanien und Libanon die Flüchtlingssituation. Inwieweit diese die politische Stabilität der beiden Staaten beeinträchtigt ist Thema des folgenden Abschnittes

3.2 Jordanien und Libanon
Eine gemeinsame Betrachtung von Jordanien und Libanon?
Tatsächlich haben diese beiden Länder derzeit Gemeinsamkeiten, die ihre Zukunft massiv beeinträchtigen können: 1) Beide Staaten sind Anrainerstaaten von Syrien, vielmehr vom IS. 2) Sowohl Jordanien auf Seiten der Arabischen Allianz als auch Libanon vertreten durch die Hisbollah sind auf Seiten Assads im syrischen Bürgerkrieg/ Kampf gegen den IS beteiligt. 3) Beherbergen beide gemessen an der eigenen Bevölkerung eine sehr hohe Zahl an Flüchtlingen, im Libanon derzeit ein Viertel der eigentlichen Einwohner (1,1, Millionen Flüchtlinge vs. 4,4 Millionen Libanesen)[5] - wohl das bedrohlichste für die innere Stabilität beider Staaten – beide beherbergen Wieso bedroht diese Gesamtsituation die Stabilität beider Staaten?
Beide Länder Libanon wie auch Jordanien haben kein homogenes Staatsvolk. Im Libanon gibt es insgesamt 18 verschiedene Religionsgemeinschaften, wobei sunnitische sowie schiitische Muslime und maronitische Christen, die größten und mit Blick auf die Politik wichtigsten Gruppen darstellen und laut Verfassung von 1926 die Inhaber der wichtigsten Staatsämter stellen. In Jordanien ist zwischen den einheimischen oft noch in ihrem alten beduinischen Stammesdenken verwurzelten Jordanien auf dem Land, den königstreuen z.T. nicht ursächlichen Jordaniern und einem großen Anteil an palästinensischen Flüchtlingen, der ca. 50% der Bevölkerung ausmacht[6], zu unterscheiden. Welche Faktoren führen noch dazu, dass beide Staaten als anfällig für eine Implosion angesehen werden können?
Schauen wir zunächst einmal auf Jordanien. Jordanien ist eines der ärmsten arabischen Länder und ohne Erdölvorkommen sowie Wassermangel schon lange auf Finanzhilfen von außen angewiesen; hinzukommen ein Rückgang des Tourismus um 60% plus eine Arbeitslosenquote von 30%. Darüber hinaus ist bekannt, dass die ärmsten Gebiete des Landes schon seit Jahren als „Lieferanten“ von Kämpfern für die Vorläufer Organisationen des IS fungierten, die in ihrem – im Falle von Palästinensern angenommenen – Heimatland keine persönliche Zukunft sahen. Auch darf nicht vergessen werden, dass es auch in Jordanien in Folge des sog. Arabischen Frühlings Unruhen und Proteste gegeben hat. So gingen z.B. Anfang 2011 jeden Freitag Proteste nach Reformen des Systems insbesondere nach mehr Bürgerrechten und einem Ende der Korruption, die friedlich verliefen bis sie wegen Kritik an der Monarchie gewaltsam aufgelöst wurden. Kernreaktion des Monarchen war die Auflösung des Parlaments. Was sich die Jordanier von ihrem Herrscher wünsch(t)en, zeigt ein Satz aus einem „Brandbrief“, den Vertreter der Stämme im Februar 2011 verfassten:
„Noch vor Stabilität und ausreichenden Lebensmitteln will das jordanische Volk Freiheit, Würde, Demokratie und Gerechtigkeit, Menschenrechte und ein Ende der Korruption.“[7] Dies also sind Forderungen der beiden Hauptträger der damaligen Proteste, dem jordanischen Zweig der Muslimbruderschaft der Aktionsfront und der von jugendlichen getragenen Gruppe des 24. März. Wie sahen die Reaktionen des Regimes aus? Mit der erstmaligen Ernennung von Experten, so drei Wirtschaftswissenschaftlern als Kabinettsminister, sollten Wirtschaftsreformen angestrebt werden. Allein das Volk blieb misstrauisch und die Regierung selbst sah sich nicht als parlamentarisch an. Dies entspricht auch drei Schriften des Herrschers mit Reformvorschlägen, welche das Ziel den „Übergang zu einer echten parlamentarischen Regierung“ zu ermöglichen beinhalten. Es lässt sich insoweit festhalten, dass der Herrscher bereits Anfang 2011 – ohne Tausende syr.- irak. Flüchtlinge und den IS als Nachbarn unter starkem Druck zu Veränderungen stand. Des Weiteren fand seine Entscheidung, sich der Allianz gegen den IS anzuschließen, zunächst kaum Rückhalt in der Bevölkerung – dies änderte sich erst, als der IS einen abgestürzten jordanischen Piloten durch Verbrennung vor offener Kamera hinrichtete. Auch wenn die Jordaniern nun eher hinter dem Kampf gegen den IS stehen, fehlt es nach wie vor an der Durchführung der eingeforderten Reformen und es ist leicht nachvollziehbar, warum das Land durch die neuen Flüchtlingsströme überfordert ist.
Wie sieht es nun im Libanon aus? In wirtschaftlicher Hinsicht lässt sich klar feststellen, dass der Libanon deutlich besser dasteht als Jordanien, doch das Land blickt u.a. aufgrund der konfessionellen Situation bereits auf mehrere Bürgerkriege zurück. Als besonders problematisch für den Libanon ist die Rolle der Hisbollah als Vertreter der Schiiten zu betrachten, die z.B. neben der Staatsarmee selbst die größte bewaffnete Gruppe im Land stellt. Hier ergibt sich nun folgende Schwierigkeit: Libanon gehört zur Arabischen Liga, welche weitgehend aus sunnitisch regierten Staaten besteht und sich im syrischen Bürgerkrieg vom Assad-Regime (als Alawit der Schia zugehörig) zugunsten der Opposition abgewendet hat. Die Hisbollah hingegen unterstützt als schiitische Gruppe das Assad-Regime im Kampf gegen den IS – und wurde nun am 11.03.16 von der Arabischen Liga unter Enthaltung von Libanon und Irak zur Terrororganisation erklärt[8]. Neben der Belastung des Systems durch Flüchtlinge, welche das wacklige konfessionelle Gleichgewicht bedrohen, könnte diese Entscheidung der Arabischen Liga das Land nun zusätzlich von den sunnitischen Staaten entfremden, denn im Libanon selbst ist die Hisbollah als ein wichtiger Faktor für die Funktionsfähigkeit des Staates zu werten – dessen Stabilität schon seit 2013 u.a. durch die Nichtbesetzung des Staatspräsidentenamtes gefährdet ist.[9] Es bleibt abzuwarten, ob aktuelle Finanzhilfen, so von Frankreich, ausreichen, um den Balanceakt von Libanon und Jordanien langfristig zu unterstützen oder ob diese beiden Staaten in Kürze sekundäre „Opfer“ des syrischen Bürgerkrieges und des IS werden. Ganz ähnlich wie Ägypten, welches mittlerweile bereits zwei Revolutionen seit Anfang 2011 hinter sich gebracht hat.

3.3 Ägypten
Im Jahr 2011 überraschte das ägyptische Volk die Welt als es im Einklang mit dem Militär den langjährigen Präsidenten Mubarak zu Fall brachte; es folgte ein zweiter Umsturz – erinnernd an einen Militärputsch – 2013 gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Mursi[10]. Seitdem regierte der ehemalige General as-Sisi als neugewählter Präsident das Land mit eiserner Faust, doch die Lage ist sowohl innenpolitisch als auch durch die außenpolitische Situation mit dem IS angespannt.
Zunächst ein kurzer Blick auf die Innenpolitik. Wie in den meisten Staaten des sog. Arabischen Frühlings ist die Wirtschaftslage Ägyptens auch fünf Jahre später angespannt: es gibt eine große Zahl arbeitsloser Jugendlicher; Gelder, welche von den Golfstaaten zur Entwicklung gezahlt werden, sind bisher nicht erfolgreich eingesetzt worden. Vergleicht man die Regierung Sisi mit dem Regime Mubarak, ist darüber hinaus festzustellen, dass Sisi einen deutlich repressiveren Kurs fährt – so beläuft sich die Zahl der politischen Häftlinge derzeit auf ca. 40.000, viele davon Oppositionelle aus den Jahren 2011-2013, nicht zu reden vom Verbot der Muslimbruderschaft.[11] Zu dieser innenpolitischen Entwicklung im Kernland gesellt sich die Auswirkungen des IS, die sich zum einen in wiederholten Anschlägen im ganzen Land auch innerhalb von Kairo äußern, ganz besonders aber den Sinai betreffen. Insbesondere für den Nordsinai gilt, dass die Armee und Präsident Sisi hier keinerlei Einfluss mehr haben und dieses Territorium sich de facto in der Hand des IS befindet, der sich mit der dort ansässigen lokalen Gruppe der  Ansar Bayt al Maqdis verbündet hat. Ein Bündnis, welches möglicherweise auch für den Abschuss eines russischen Passagierflugzeuges im vergangenen Jahr verantwortlich zeichnet und für eine Verschlechterung der politischen Beziehungen zwischen Ägypten und Russland sorgte.
Repressionen gegen das Volk einerseits, Machtlosigkeit angesichts des IS im eigenen Land andererseits: Das Vertrauen der Menschen in Präsident Sisi schwindet. Erneut gehen - wie die Berichterstattung von al-jazeera zeigt – die Menschen in Ägypten auf die Straßen[12]. Sie haben 2011 und 2013 gelernt, dass sie das Recht haben, ihre Meinung zu sagen und das tun sie. Wird es infolge von IS und repressivem Regime zu einem erneuten Umsturz am Nil kommen? Dies bleibt abzuwarten, sicher ist jedoch, dass das ägyptische Volk seine Meinung kundtun wird und seinen 2011 neu eingeschlagenen Weg zu mehr Mitspracherecht weitergeht.

Bisher hat der dritte Blogteil mit Ausnahme von Syrien mit weitgehend intakten Staaten befasst, deren Stabilität vom IS bedroht ist. Welche Rolle spielt der IS nun im Jemen und in Libyen, zwei Staaten, welche 2011 zunächst auch erfolgreiche Revolutionen hinter sich gebracht haben, seitdem aber in Bürgerkriegen versinken? Werfen wir zunächst einen Blick auf den Jemen, bevor Libyen thematisiert und in einem kleinen Exkurs auf die Gesamtsituation in Afrika eingegangen wird.

3.4 Jemen
Was hat der Jemen, am unteren Zipfel der arabischen Halbinsel gelegen, mit dem IS zu tun? Tatsächlich ist der IS selbst hier allenfalls marginal präsent als Drahtzieher von Selbstmordattentaten wie z.B. am 20.03.2015 auf eine Moschee in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa mit über 130 Toten. Aber allgemein gilt, dass schon seit Jahren Trainingscamps für terroristische Gruppen, so al-Qaida, im Land etabliert sind. Entscheidend für einen Blick auf die Situation im Jemen im Kontext IS ist jedoch eher die dortige politisch-religiöse Situation mit ihren überregionalen Auswirkungen. Dies gilt insbesondere für das Verhältnis Saudi-Arabien versus Iran, also den Repräsentanten der beiden Ausprägungen des Islam, Sunna und Schia. Doch zunächst gilt es kurz auf die jemenitische Entwicklung seit dem Sturz des ehemaligen Präsidenten Saleh im Zuge des sog. Arabischen Frühling 2011 einzugehen.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass es trotz relativ zügiger Wahl des neuen Präsidenten Rabbo Mansur Hadi seit 2011 keine klare Staatsstruktur im Jemen gibt.[13] Hierfür sind insbesondere der historisch bedingte Nord-Süd-Gegensatz bzw. der Widerspruch zwischen Stadtkultur und Stammeskultur einerseits sowie die schlechte Wirtschaftslage mit hoher Arbeitslosigkeit andererseits zentrale Gründe. Hinzu kommt, dass sich die Bevölkerung religiös in Angehörige der Sunna – so z.B. der Präsident und der Süden – und in Angehörige der schiitischen Untergruppe der Zaiditen (fünfer Schiiten) repräsentiert durch die Huthis unterscheidet. Letztere, von der gewählten Regierung Hadi als Rebellen bezeichnete, haben es bis 2015 geschafft weite Teile des Landes v.a. den Norden und Westen sowie die Hauptstadt Sanaa zu besetzen und damit den Präsidenten Hadi zur Flucht ins Nachbarland Saudi-Arabien gezwungen. Von dort aus werden nun im Auftrag von Hadi sowie inoffiziell im Kampf gegen das entstehen einer schiitischen Achse mit Billigung der Arabischen Liga Angriffe gegen die Huthis erfolgen und Truppen entsandt.[14] Ein Vorgehen, welches das Land laut UN-Angaben rund ein Zehntel seiner Bevölkerung (2,5Millionen) an Vertriebenen gekostet hat plus weitere 27.000 Verletzte und über 5.800 Tote, wobei Kinder die Hauptleidtragenden sind. Welche Reaktionen bzw. Hilfe gibt es angesichts dieser Situation seitens der übrigen insbesondere der westlichen Welt?
Hier ist zunächst festzuhalten, dass es lange Zeit eine schweigende Akzeptanz des saudischen Vorgehens durch den Westen gab, schlicht weil man auf die Unterstützung Saudi-Arabiens im Kampf gegen den IS angewiesen ist und auch den Einfluss des Landes in der Arabischen Liga. So gab es tatsächlich erst Ende 2015 einen ersten Anlauf die Kriegsparteien an den Verhandlungstisch zu bringen. Ergebnis war ein ab dem 15.12.2015 gültiger Waffenstillstand, der allerdings von Beginn an brüchig war und schließlich von den Huthis bereits am 2.1.2016 für beendet erklärt wurde. Neue Gespräche unter Führung des UN-Sondergesandten Ismail Ould Cheikh Ahmed am 23.03.2016 sehen nun einen erneuten Waffenstillstand ab dem 10.04.2016, sowie darauf aufbauende Verhandlungen in Kuwait ab dem 18.04.2016 vor. Ob es gelingt diese „letzte Chance“[15], wie es der UN-Sonderbeauftragte nennt, zu nutzen? Die Waffenruhe hat am 10.04.2016 tatsächlich begonnen, doch zu Verhandlungen ist es bisher nicht gekommen. Es scheint, als bleibe der Jemen weiterhin sowohl ein Opfer des Kampfes um die Vorreiterstellung in der islamischen Welt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran als auch des mangelnden internationalen Interesses angesichts des relevanter scheinenden Kampfes gegen den IS. Eine Politik, welche schnell fehl gehen kann, denn der Jemen ist schon als Trainingsgelände für Terrorgruppen bekannt  - al-Qaida hat bisher nur Profit aus dem Bürgerkrieg gezogen[16] - und der derzeit im Rückzug befindliche IS, wird sicherlich nicht zögern, sich dort anzusiedeln – wie schnell er dazu in der Lage ist, belegen die in Libyen befindlichen Ausbildungslager.

3.5 Libyen
Wie soeben gezeigt, hat sich die Situation im Jemen nach dem scheinbar erfolgreichen Sturz von Präsident Salih 2011 hin zu einem Bürgerkrieg sogar zu einem zwischenstaatlichen Konflikt entwickelt. Ganz ähnlich sah es bis vor kurzem in Libyen aus. War nicht auch in diesem Land der „Arabische Frühling“ erfolgreich? Ja, 2011 gelang es den libyschen Rebellen mit ihrer neu gebildeten Führung von der Stadt Bengasi aus mit Unterstützung der NATO das Regime Gaddafi zu stürzen[17]. Doch schnell zeigte sich, dass die neue gewählte Regierung nicht allen Bevölkerungsgruppen – auch hier gibt es Differenzen zwischen Stadt- und Landkultur[18] – entsprach, was schließlich bis 2015 zu einer gespaltenen Regierung des Landes führte. Noch bis Anfang April diesen Jahres befand sich die Hauptstadt Tripolis in den Händen der moderat islamistischen Oppositionsregierung, während die westlich eingestellte und anerkannte Regierung in Tobruk saß. Eine Situation, die für das gesamte Land eine Pattsituation ohne Entwicklung im Hinblick auf dringend benötigte Reformen nach dem Regime Gaddafi darstellte, Hilfe im Kampf gegen die Flüchtlingsströme minimalisierte und zudem dem IS die Etablierung von Ausbildungslagern im Land erleichterte. Folglich ergibt isch eine Bedrohung insbesondere für das Nachbarland Tunesien (siehe Blog 4) aber auch Europa und ganz Afrika. Wie sieht die Lage aktuell aus?
Im Dezember 2015 kam es unter Vermittlung der UN zu einem Friedensabkommen mit dem Ziel, zunächst eine Einheitsregierung in Libyen zu etablieren und dann vertreten durch die USA, Frankreich und Großbritannien mit Luftangriffen gegen die im Land befindlichen IS Ausbildungslager vorzugehen. Am 31.03.16 ist nun der Chef der international anerkannten Einheitsregierung, Ministerpräsident Fajis Sarradsch, trotz des Widerstandes der islamistischen Führung in Tripolis eingetroffen; dabei sagte er: „Es ist Zeit für all uns Libyer, zum Wohle Libyens zusammenzuarbeiten“ und „Vergeltung, Ausgrenzung, Antipathie und Hass bauen keinen Staat auf.“[19] Diese Aussagen machen Hoffnung auf eine produktive Politik im Sinne Libyens aber auch gerade in Sachen Flüchtlingspolitik für Europa und vielleicht im Hinblick auf ein internationales Vorgehen gegen den IS im Land – wenn die neue Regierung dem zustimmt. Mittlerweile ist die islamistische Schattenregierung vor genau einem Monat, am 06.04.16, zurückgetreten, ob dieser Rückzug tatsächlich von allen Mitgliedern dieser Gruppe getragen wird, ist unklar und wie ein letzter Bericht des UN-Sondergesandten Kobler vom 29.04.16 zeigt, stehen auch nicht alle Libyer hinter der neuen Regierung, die sie als vom Westen bevormundet ansehen. Tatsache ist, dass die Libyer dringend ein funktionierendes System brauchen, denn trotz seines Erdölreichtums steht das Land fünf Jahre nach Gaddafi in sozialer Hinsicht äußerst schlecht da, wie der UN-Sonderbeauftragte Kobler berichtet:
„Es gibt keine Medizin in den Krankenhäusern, nur noch auf dem freien Markt, es gibt keine Subventionen mehr für die Nahrungsmittel, und das in einem potenziell ölreichen Land, was reich war, was wirklich Subventionen verteilt hat, weil sie sich das leisten konnten".[20]
Anders gesagt auch Libyen ist derzeit auf humanitäre Hilfe angewiesen, nicht nur auf Gelder die im Kampf gegen die Flüchtlingsströme von Europa geleistet werden oder eine gezielte Anti-IS Politik. Vielmehr gilt es nun die frisch etablierte Einheitsregierung zu unterstützen und zeitnah soziale und wirtschaftliche Reformen auf den Weg zu bringen, um auf diese Weise zum einen die Libyer für ihre neue Regierung zu gewinnen und zum anderen dadurch die Attraktivität des IS – der ja bereits in der Stadt Sirte ansässig ist – zu vermindern und ihm quasi den Anhänger-Zustrom abzugraben. Dies ist insbesondere im Hinblick auf die Situation in ganz Afrika von großer Bedeutung, wie der folgende kurze Exkurs zeigen wird.

Exkurs: Afrika und der militante Islam
Wie wir bisher gesehen haben, vereinigt die meisten der bisher betrachteten Staaten, dass die Bevölkerung unzufrieden mit ihrer Regierung war bzw. ist, eine große Quote an Arbeitslosen existiert und starke Armut herrscht – was die Länder zum idealen Rekrutierungsfeld für den IS oder auch al-Qaida macht. Genau diese Situation findet sich entsprechend in vielen afrikanischen Staaten, z.B. Niger, Mali, Nigeria usw. Die meisten Leser sind sicherlich auch mit der bekanntesten afrikanischen Terrormiliz vertraut, Boko Haram, die in Nigeria ein eigenes Territorium beherrscht und mittlerweile ihre Loyalität zum IS bekannt gegeben hat. Erst zu Anfang des Jahres gab es u.a. an der Elfenbeinküste Anschläge auf Hotels, bereits vor zwei Jahren ging die Meldung von entführten Schülerinnen durch die Nachrichten. Alles der IS? Es ist tatsächlich schlimmer: gerade weil viele afrikanische Staaten insbesondere unter wirtschaftlich und sozialen Missständen leiden, welche von den Regierungen kaum angegangen werden, wird Afrika von IS und al-Qaida gleichzeitig im Wettkampf um Anhänger gewissermaßen „heimgesucht“. Das bedeutet nicht, dass die beiden großen islamistischen Vorreitergruppen selbst vor Ort sind, vielmehr rekrutieren sie aus lokal ansässigen islamistischen Gruppen, indem sie diese mit Geld und Propaganda unterstützen und dafür Loyalitätsbekundungen und Einfluss in für sie so unbekannten Territorien erhalten. Aus Sicht Europas und der restlichen Welt bedeutet dieses Szenario, das Hilfe für die afrikanische Staatenwelt dringend und zielgerichtet geleistet werden muss, da Afrika sonst sicherlich langfristig zum Auffangbecken für islamistische Terroristen werden wird, sollte es z.B. gelingen, den IS aus Irak und Syrien zu vertreiben.[21]

3.6. Zwischenfazit
Wie die Darstellung zeigt, hat der IS große Auswirkungen auf viele Staaten im Nahen Osten und auch auf Afrika, deren Stabilität durch die politische Entwicklung sowie die Flüchtlingsströme der letzten Jahre bedroht ist. Ob Syrien und Irak je wieder zu den Staaten werden können, die sie vor syrischem Bürgerkrieg und IS waren, ist auch durch die jüngste Entwicklung in Irak sehr fraglich; wie lange die beiden direkten Nachbarn Jordanien und der Libanon noch fähig sind ihre Regierungen vor der Implosion zu bewahren ebenso. Ägypten steht möglicherweise ebenfalls wieder kurz vor einer Demonstrationswelle gegen die gegenwärtige Regierung, während im Jemen um Verhandlungen über einen Frieden gerungen wird und in Libyen die gerade frisch eingesetzte Einheitsregierung um Akzeptanz durch das eigene Volk ringt. Was folgt daraus für die restliche Welt, für Europa, USA und Russland? Es muss gehandelt werden und zwar auf mehreren Ebenen: im direkten Kampf gegen den IS und im Hinblick auf Erfolge in den Gesprächen für ein Syrien nach dem Bürgerkrieg, der Umgang bzw. die Politik im Hinblick auf Flüchtlinge muss verbessert werden und es müssen Maßnahmen eingeleitet werden, die verhindern, dass Afrika noch mehr zu einem Rekrutierungsfeld und Rückzugsort für islamistische Gruppen wird. Dabei geht es nicht nur um die dortige Bevölkerung, sondern auch um den Schutz von Anliegerstaaten (auch Europa) und ganz besonders des einzigen Landes, das bisher mit der Etablierung demokratischer Strukturen aus dem sog. Arabischen Frühling hervorgegangen ist, Tunesien. Inwieweit der IS diese junge Demokratie bedroht wird im nächsten Blogteil thematisiert.


[1]              Clement, Kai (30.03.16): Ein winziger Hoffnungsschimmer – UN- Nothelfer zur Lage in Syrien, in: http://www.tagesschau.de/ausland/un-notfhelfer-syrien-101.html, zuletzt eingesehen am 17.04.16
[2]              siehe dazu z.B. : http://www.tagesschau.de/kinder-syrien-101.html
[3]              siehe dazu: http://www.tagesschau.de/ausland/irak-anschlaege-105.html
[4]              Entsprechende Berichterstattung in der heute Sendung des ZDF, den ARD tagesthemen und als livestream bei al-jazeera.
[5]              Stryjak, Jürgen (30.03.2016): „Eine Tickende Bombe“ – Eine Million Flüchtlinge im Libanon, in: http://www.tagesschau.de/ausland/libanon-stimmung-101.html.
[6]              Jordanien, in: http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laenderinfos/01-Nodes_Uebersichtsseiten/Jordanien_node.html
[7]              Mende, Claudia (2011): Bröckelnde Tabus – Proteste in Jordanien, in: https://de.qantara.de/content/proteste-jordanien-brockelnde-tabus
[8]              o.A. (11.03.2016): Arabische Liga erklärt Hisbollah zur Terrororganisation, in: http://www.tagesschau.de/ausland/arabische-liga-hisbollah-101.html.
[9]              siehe dazu ausführlich: Wimmern, Heiko (08/2013): Libanons langsame Selbstzerstörung, in: http://www.swp-berlin.org/publikationen/swp-aktuell-de/swp-aktuell-detail/article/libanons_langsame_selbstzerstoerung.html und ders. (April/2015): Libanesischer Balanceakt am Abgrund, in: http://www.swp-berlin.org/publikationen/swp-aktuell-de/swp-aktuell-detail/article/libanon_balance_am_abgrund.html, zuletzt eingesehen am 30.04.2016
[10]             Aufgrund der Vielzahl an Dokumentationen und Publikationen gerade zum Sturz Mubaraks hier nur zwei ausgewählte Hinweise für den interessierten Leser: a) der Link zum Dossier der ARD mit allen Sendungen, Berichten und Audios von Beginn der Unruhen in Ägypten bis Anfang 2012 http://www.tagesschau.de/ausland/aegyptenwahldossier100.html und b) verschiedene Analysen und Stellungnahmen bis zur gegenwärtigen Entwicklung (Übersicht der verfügbaren Materialien) bei der Stiftung für Politik und Wissenschaft http://www.swp-berlin.org/de/nc/suchergebnisse/group/flat/extResume/1/monthFrom/-1/monthTo/-1/sword/%C3%84gypten/type/1/_sections/0/pointer/4/ext/0/lang/-1/submit_button/Suchen/freeIndexUid/-1/results/10/defOp/0/sections/0/media/-1/order/mtime/desc/0/authors/-1/researchgroups/-1/publicationdate/-1.html?tx_indexedsearch[publicationdateto]=-1
[12]             Siehe dazu auch einen Bericht des Spiegel vom 26.04.16: Proteste gegen Sisi, Dutzende Journalisten in Ägypten festgenommen, in: http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegypten-journalisten-bei-anti-sisi-protesten-festgenommen-a-1089339.html
[13]             ausführlich zur Entwicklung im Jemen seit 2011 siehe: Transfeld, Mareike (2015): The Failure of the Transitional Process in Jemen, in SWP-comments 2015/C06 Februar 2015, http://www.swp-berlin.org/en/publications/swp-comments-en/swp-aktuelle-details/article/yemen_transitional_process_failed.html
[14]             Es gibt einige Artikel unterschiedlicher Autoren mit Erklärungen für die aktuelle Politik Saudi-Arabiens im Jemen, z.B. mit historischer Perspektive, die hier nicht diskutiert werden können. Interessenten seien verwiesen auf die Sammlung an Jemenartikeln bei qantara.de http://de.qantara.de/search/overview/jemen;
[15]             o.A. (23.03.2016): „Unsere letzte Chance“, in: http://www.tagesschau.de/ausland/jemen-469.html
[16]             siehe dazu ausführlich: Steinberg, Guido (2015): Avantgarde des internationalen Terrorismus, in: SWP-Aktuell 2015/A 87, Oktober 2015, http://www.swp-berlin.org/publikationen/swp-aktuell-de/swp-aktuell-detail/article/avantgarde_des_internationalen_terrorismus.html
[17]             Zum sog. Arabischen Frühling in Libyen siehe: Bundeszentrale für politische Bildung (24.10.2011): Libyen nach der Revolution des 17. Februar, in: http://www.bpb.de/internationales/afrika/arabischer-fruehling/52398/libyen
[18]             Dazu ausführlich:  Pedela, Kurt (2012): Gaddafis Vermächtnis, Zürich und o.A. (2009): Libyen: Geschichte, Landschaft, Gesellschaft, Politik, Wien.
[19]             o.a.: (31.03.16): Einheitsregierung nimmt Arbeit in Tripolis auf, in: http://www.tagesschau.de/ausland/libyen-255.html
[20]                Ammeling, Anne (29.04.16): Libysche Regierung ringt um Kontrolle, in: http://www.tagesschau.de/ausland/libyen-einheit-regierung-101.html
[21]             Eine ausführliche Darstellung zu militantem Islam/Jihadismus in Afrika findet sich bei: Steinberg, Guido/Weber, Annette: Jihadismus in Afrika, SWP 2015/S07, März 2015, in: http://www.swp-berlin.org/publikationen/swp-studien-de/swp-studien-detail/article/jihadismus_in_afrika.html

Freitag, 1. April 2016



2. Führungsstruktur, Geldquellen und Bedrohungscharakter des IS
Wie in Kapitel eins gezeigt hat der IS seine schnelle Etablierung als territorialer Staat politischen und sozioökonomischen Problemen im Irak sowie dem Bürgerkrieg in Syrien zu verdanken. Allein ein Staat benötigt klare Strukturen, eine Regierung und Finanzquellen, um zu funktionieren und langfristig bestand zu haben. Wie sehen diese Strukturen beim IS aus und welche Mechanismen gewährleisten seine Existenz? Welche Geldquellen hat der IS und was macht seinen Bedrohungscharakter einerseits seine Anziehungskraft andererseits aus? Bevor diese Fragen beantwortet werden können, gilt es zunächst einen Blick auf die Quellen zu werfen, aus welchen Informationen zum staatlichen Charakter des IS stammen. Danach wird die Führungsstruktur des IS betrachtet und seine Funktionsweise dargestellt. Es folgt ein Blick auf die Geldquellen des IS, wobei auch zu klären ist, warum es so schwer ist diesen Geldfluss zu stoppen. Feindbild und Unterstützter des IS ergänzen den dritten Abschnitt dieses Blogteils bevor im abschließenden Fazit herausgearbeitet wird, wie dieses Gesamtbild zum Bedrohungscharakter des IS beiträgt. Welche Quellen gibt es nun zu Funktionsweise und Führungsstruktur des IS?
2.1 Quellen zum IS
Eine erste Sammlung zentraler Dokumente zum Islamischen Staat wie USB-Sticks und Computerfestplatten fiel bereits vor der Ausrufung des IS im Verlauf einer Razzia irakischer Spezialtruppen gegen den Kriegsminister von ISIS in die Hände der irakischen Regierung.[1] Diese erteilte einer Forschergruppe aus SWR, SZ und WDR sowie dem renommierten King’s College London Teile der Dokumente einzusehen und zu analysieren. Neben Informationen zu den staatlichen Strukturen beinhalten diese ausführliche Listen zu Waffenkäufen, Daten zu den Kämpfern und Selbstmordattentätern. Beispielsweise wird jeder IS-Kämpfer namentlich mit all seinen Personalien registriert, über seine Einsätze wird Buch geführt ebenso über sein Gehalt. Aus den Erzählungen eines deutschen Rückkehrers ist bekannt, dass Rekruten sich im Moment ihrer Ankunft beim IS entscheiden müssen, ob sie „einfache“ Kämpfer werden wollen oder bereit für die Ausbildung zum Selbstmordattentäter sind. In Anbetracht dieser Dokumente und durch das Angebot eines Lebens im Kalifat (dieses endete 1924 als Folge des 1. Weltkrieges) ging die Bundesregierung bereits 2014 davon aus, dass der IS eine „größere Herausforderung für die westliche Staatengemeinschaft“ als al-Qaida sein werde[2] – eine Feststellung, die durch die jüngsten Ereignisse bewiesen wurde. Es stellt sich allerdings auch die Frage, wie es möglich ist die Attentäter von Paris auf IS-Akten mit Einreisedatum in den IS verzeichnet sind[3] und dennoch ungehindert nach Europa gelangen konnten – hier gilt das die EU dringend intensiver an einem gemeinsamen die Grenzbeamten umfassenden Nachrichtendienst arbeiten muss. Wie funktioniert nun der IS laut den vorliegenden Quellen und was macht ihn so gefährlich?
2.2 Führungsstruktur und Funktionsweise des IS
„Diese Dokumente bestätigen im Prinzip, dass die gesamte Organisation eigentlich viel rationaler und viel durchdachter ist, als wir uns das bisher vorgestellt haben“[4], so kommentierte Professor Naumann vom King’s College nach Analyse der vorliegenden Unterlagen die staatlichen Strukturen des IS. Werfen wir also zunächst einen Blick auf die Führungsstruktur des IS und schauen uns dann seine Funktionsweise, eine Kombination aus staatlichen Strukturen einerseits und Brutalität und Grausamkeit andererseits an.
2.2.1 Die Führungsstruktur des IS
Jede Organisation, jeder Staat, jede Gruppe, welche effektiv arbeit möchte, benötigt eine klare Linien im Hinblick auf Sprecher, Entscheidungsträger, verantwortliche für Finanzen usw. Die Bundesrepublik Deutschland hat diesen Apparat in der Bundesregierung mit vielen verschiedenen Ministerien und jeweiligen Landesregierungen für jedes Bundesland. Die Einrichtungen des IS vergleichbar mit denen der Bundesrepublik Deutschland? Tatsächlich sind einige der Sturkturen des IS wohl mit jedem Staatsaufbau vergleichbar, wie schnell deutlich wird: Staatsoberhaupt ist Abu Bakr al-Bagdadi als selbstproklamierter Kalif Ibrahim als religiöser Anführer am ehesten mit dem Papst vergleichbar, vereint er auch Teile der Ämter von Bundespräsident und Bundeskanzlerin in sich. Direkt unter ihm als seine Sprecher finden sich je ein Regierungsvertreter für Syrien und den Irak, welche dafür sorgen, dass die Anordnungen von oben an die Gouverneure der Provinzen weitergegeben werden. Von diesen mit den Bundesländer in Deutschland oder den Bundesstaaten in den USA vergleichbaren Provinzgouverneuren finden sich fünf in Syrien und sieben im Irak. In der IS-„Regierung“ gibt es außerdem neun Räte, die zum Teil von der Namensgebung an westliche Ministerien und Institutionen erinnern. Konkret existieren: Führungs- und Schurarat von den Aufgaben her vergleichbar mit Bundesrat und Bundestag, Rechtsrat als Justizministerium, Militärrat, Geheimdienstrat und Sichererheitsrat entsprechen in etwa einer Kombination aus Verteidigungsministerium und Bundesnachrichtendienst, dem Finanzministerium angelehnt ist der Finanzrat, während der Medienrat Teilaufgaben des Kultusministeriums beinhaltet. Einzig ohne Entsprechung ist der Hilfsrat für Kämpfer, der wohl am ehesten im Sozialen Bereich anzusiedeln ist, gehören schließlich zu seinen Aufgaben Hilfe bei der Eheschließung sowie Sorge für Angehörige und Hinterbliebene im Todesfall. Die folgende Grafik fasst das Gesagte bildlich zusammen, bevor der Frage nachgeganen wird, welche weiteren staatlichen Strukturen und Aufgaben sich im IS finden lassen.


2.2.2 Funktionsweise des IS
Grundsätzlich ist charakteristisch für den IS, dass sein Funktionieren sich einerseits auf klassische staatliche Einrichtungen stützt andererseits aber Brutalität und Grausamkeit zur Abschreckung sowohl der eigenen Staatsbürger als auch des Auslandes verwendet. Zunächst eine Auflistung der „positiven“ Instrumente des IS. Der IS bietet seinen Anhänger sowohl Krankenversicherungen als auch Heiratsbeihilfen für Kämpfer, die sonst in der islamischen Welt wichtige Mitgift nicht stellen könnten. Außerdem erhalten Familien toter oder gefangener Kämpfer Unterstützungszahlungen. Diese „Sozialleistungen“ machen insgesamt einen höheren Anteil der Ausgaben des IS aus als die Ausfwendungen für Waffen. Schließlich verfügt jede Provinz des IS über einen eigenen Etat, wobei die wohlhabenderen Provinzen die ärmeren in einer Art Länderfinanzausgleich unterstützen. Wie sieht nun die andere, grausame Seite des IS aus?
Vieles von dem, was zur Grausamkeit und Brutalität des IS zählt, ging durch die Medien. So die Zerstörung von Kulturgut, den archäologischen Stätten wie Niniwe im Irak oder Palmyra in Syrien einzig weil diese Orte Erinnerungen an eine polytheistische Vergangenheit widerspiegeln, welche dem radikalen Islambild des IS entgegenstehen. Auch bekannt sind die grausamen Hinrichtungen von ausländischen Geiseln, vor allem Journalisten so aus Japan, Frankreich, Großbritannien und den USA, mit Enthauptungen vor offener Kamera – ein entscheidener Grund dafür, dass sich in die IS bestetzten Gebiete keine Hilfskonvois trauen können. Hinzu kommen Videos von Massenhinrichtungen Abtrünniger innerhalb des Islam, so Schiiten, oder aber die bekannten Bilder vom Vorgehen gegen die Volksgruppder Jesiden im vergangenen Jahr. Insbesondere die Frauen und Mädchen dieser religiösen Minderheit leiden bis heute an der Verschleppung durch Kämpfer des IS. So gibt es im Internet eine eigene Plattform, auf welcher Mädchen als Sexsklavinnen zur Versteigerung angeboten werden – manchmal gelingt es Vertetern der Jesiden hierüber auch einzelne Frauen und Kinder zu befreien, die dann schon schwer traumatisiert zusätzlich mit dem Tod von Ehemann und weiteren Angehörigen konfrontiert werden[5]. Abschließend gilt im IS die Scharia in ähnlicher Härte wie es aus Zeiten der Talibanherrschaft in Afghanistan bekannt ist: für kleinste Vergehen gegen das Islamverständnis des IS werden öffentlich Amputationen vorgekommen und Menschen grausamst hingerichtet, oft werden die Opfer dieser Hinrichtungen tagelang auf zentralen Verkehrswegen zur Schaugestellt.
Zusammengefasst lässt sich somit feststellen, dass der IS der restlichen Welt angelehnte staatliche Strukturen besitzt und sich in Teilen sogar den Anstrich eines Sozialstaates gibt. Demgegenüber stehen jedoch beispiellose Grausamkeit und Brutalität, welche jede Hilfe von außen unmöglich machen und für die Bewohner des IS ein Leben unter andauernder Bedrohung von Leib und Leben bedeuten. Wie kann ein solcher Terrorstaat an Geld kommen? Wer sind seine Anhänger und welchem Feindbild haben sie sich verschrieben?

2.3 Geldquellen, Feindbild und Anhänger des IS
Bevor dieser Abschnitt auf Feindbild und Anhänger des IS eingeht, gilt es zuerst zu prüfen, welche Geldquellen dem IS zur Verfügung stehen. Dabei geht es auch um die Frage, warum es für die restlich Welt so schwer ist den Finanzstrom des IS zu stoppen.
Insgesamt lassen sich vier Geldquellen des IS benennen: a) der Verkauf von Rohöl aus den erbeuteten Ölfeldern auf dem Schwarzmarkt, b) der Verkauf von archäologischen Stücken auf selbigem Markt, c) Steuergelder aus den regierten Provinzen, insbesondere die von Christen  für das Bleiberecht zu leistende Kopfsteuer (jizya) und schließlich d) von Anhängern aus den Golfstaaten kommende Finanzmittel. Es ist nachvollziehbar, dass es gegen c), Steuergelder, kein Mittel gibt, doch handelt es sich dabei sicherlich nicht um die wichtigste Geldquelle. Deutlich bedeutender sind die Erträge aus a) und b) als Erdöl und archäologischen Stücken auf dem Schwarzmarkt, hier ist die internationale Staatengemeinschaft gefordert. Was ist bisher getan worden? Einfach gesagt zu wenig bis nichts. Erst seit dem 18.12.2015, weniger als vier Monaten, gibt es eine Resolution des UN-Sicherheitsrates die zum gemeinsamen Vorgehen gegen die Finanzierung des IS aufruft, da er „ausgetrocknet werden“ soll.[6] Entsprechen verlangt die Resolution von den UN-Mitgliedern binnen vier Monaten zu erklären, welche Schritte sie konkret gegen die Finanzquellen des IS eingeleitet haben – erste Ergebnisse bzw. Maßnahmen sollten also Mitte April zu erwarten sein. Generell gilt, dass eine Hauptschwierigkeit beim Stopp des Geldflusses an den IS im internationalen Bankgeheimnis liegt, so dass es fast unmöglich ist z.B. die Käufer antiker Stücke zu entlarven. Was den Geldfluß aus den Golfstaaten, also d), angeht, so ist abzuwarten, inwieweit diese als UN-Mitglieder auf die Resolution reagieren und von regierungseite aus gegen die Financiers des IS vorgehen – der aufgrund seines Islambildes durchaus viele Anhänger/Bewunderer so in Saudi-Arabien findet und in seinem Feindbild auch Sympathisanten anlockt.
Was für ein Feindbild hat nun der IS? In seiner Anfangsphase bis Mitte 2015 hatte der IS im Unterschied zu al-Qaida ein eher innerislamisches Feindbild. Entsprechend waren schiitische Muslime in Irak und Syrien ein erstes Ziel des IS, des weiteren – ein Hauptkritikpunkt der islamischen Welt an der Ideologie des IS – alle sunnitischen Muslime, welche die radikale, salafistisch wahhabitisch geprägte Islamvorstellung des IS nicht akzeptieren. Hinzu kommen alle religiösen Minderheiten, welche nicht zu den Buchreligionen (Christen- und Judentum) zählen, und daher laut Auffassung des IS entweder zum Islam Konvertieren müssen oder zu töten sind – dies der Hintergrund für die Massaker an den Jesiden. „Neu“ hinzugekommen ist seit den Attentaten in Paris am 13.11.2015 die westliche Welt als Gegner des IS. Möglicherweise handelt es sich hierbei um länger geplante Aktionen, die erst jetzt zur Umsetzungsgelangten, , es ist aber ebenso realistisch, dass die aktuellen Anschläge auch eine Verzweifelungsreaktion auf die zuletzt erfolgten Gebietseinbussen des IS sind. Tatsache ist, dass dieses umfassende Feindbild dem IS weltweit Anhängerschaft und Unterstützung vor allem durch radikal-islamische Gruppen sichert.
Ein Großteil der nachgewiesenen Anhänger des IS haben gewissermaßen die Fahnen gewechselt und waren früher im Netzwerk von al-Qaida lokalisiert. Beispiele hierfür sind in Südostasien v.a. die Tehrik-i Taliban (Pakistan), Abu Sayaf (Philippinen) und die Jemaah Islamiyah (Indonesien); in Afrika finden sich Ansar Bait al-Maqdis (Sinai/Ägypten), Dschund al Chalifa (Algerien) und Boko Haram (Nigeria), hinzu kommen in Libyen nachgewiesene Ausbildungslager des IS. Diese Anhängerschaft ist zum Großteil zwar rein nominell, erzielt aber beim Verüben von Anschlägen eine große Wirkung, da sie zur Globalität von IS und seiner Unberechenbarkeit beiträgt. Auch wird durch diese Verbreitung in verschiedenen Gruppen die Bekämpfung des IS deutlich schwerer, da es nicht genügt sich allein auf dessen staatliches Territorium zu konzentrieren. Ein weiterer Punkt sind die zahlreichen Rekruten, welche dem IS aus Europa insbesondere aber auch aus Zentralasien und dem Kaukasus zuströmen und insbesondere die beiden letztgenannten durch eigene Kampferfahrungen wesentlich zum Erfolg des IS beitragen. Schließlich gibt es noch einen gänzlich unberechenbaren Kreis der IS-Gefolgschaft: sog. „einsame Wölfe“, d.h. Menschen, die niemals im IS waren, sondern sich selbst zu Hause, z.B. durch das Internet, radikalisiert haben und sich dann zu Anschlägen im Namen des IS, so wie in den USA vergangenes Jahr, berufen fühlen.

„Jeder kann ein Anhänger des IS sein oder werden,“ diese Aussage erscheint vielleicht überzogen, spiegelt aber den Bedrohungscharakter des IS perfekt wieder. Dieser gründet sich nach innen auf klare staatliche Strukturen inklusive Sozialleistung gepaart mit der dauernden Angst der Menschen gegen die Scharia zu verstoßen und Opfer von Körperstrafen zu werden. Nach außen ist der Bedrohungscharakter noch deutlicher gegenzeichnet von Grausamkeit und Brutalität aber auch von der Unberechenbarkeit des IS und seiner Anhängerschaft gegen welche die Geheimdienste machtlos erscheinen, zu wenig kooperiert wird. Um dem IS etwas von seiner Bedrohlichkeit zu nehmen ist daher zwingend erforderlich, dass seine finanziellen Ressourcen gekappt werden und so wenig wie möglich Text, Bild und Tonmaterial an die Öffentlichkeit, ins Internet gelangt. Was bleibt nach dem bisher gesagten festzuhalten? Der IS IST ein derzeit existender Staat mit einer weltweiten Zahl von Anhängern, der lange – bis Dezember 2015 – von der Unstimmigkeit seiner Gegner, insbesondere der Weltmächte USA und Russland, profitierte und sowohl zum Implodieren des gesamten Nahen Ostens führen kann, als auch in seinen Auswüchsen einen dritten Weltkrieg oder das Zerbrechen der EU auslösen könnte. Schauen wir im dritten Blogteil auf die regionalen Auswirkungen des IS, in Irak und Syrien sowie weiteren Staaten des Nahen Ostens sowie in Afrika.


[1] Ein ausführlicher Bericht zum Fund und zum Inhalt dieser Dokumente findet sich auf tagesschau.de: Weltspiegel Extra (Video): „Die Bürokratie des Terrors“ (14.11.2014), http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-40295.html, zuletzt eingesehen am 29.03.16
[2] zit. Nach: Christian Deker, Volkmar Kabisch und Georg Mascolo, NDR-Ressort Investigation (14.11.2014): Geheimdokumente des IS beleuchten – wie der „Islamische Staat“ funktioniert, in: http://www.tagesschau.de/ausland/islamischer-staat-103.html, zuletzt eingesehen am 30.03.16
[3] siehe dazu: Georg Heil, Andreas Spinrath und Volkmar Kabisch (11.03.16): Pars-Attentäter in IS-Akten dokumentiert, in: http://www.tagesschau.de/ausland/is-paris-attentaeter-101.html
[4] zit. Nach: Christian Deker, Volkmar Kabisch und Georg Mascolo, NDR-Ressort Investigation (14.11.2014): Geheimdokumente des IS beleuchten – wie der „Islamische Staat“ funktioniert, in: http://www.tagesschau.de/ausland/islamischer-staat-103.html, zuletzt eingesehen am 30.03.16
[5] Alexander Stenzel, Volkmar Kabisch und Amir Musawy (28.11.2015): Der Sklavenmarkt des IS, in: http://www.tagesschau.de/ausland/recherche-jesiden-101.html, zuletzt eingesehen am 01.04.2016
[6] Zu den Resolutionen siehe: Kai Clement (17.12.15): Finanzströme des IS kappen, und o.A. (18.12.15): UN wollen IS austrocknen, http://www.tagesschau.de/ausland/un-sicherheitsrat-is-107.html und http://www.tagesschau.de/ausland/un-sicherheitsrat-is-105.html, zuletzt eingesehen am 31.03.16

Montag, 28. März 2016

Blogreihe IS Teil 1: Die Wurzeln des IS



1. Die Wurzel des IS
„Sie sind Islamwissenschaftlerin? Dann erklären Sie mir doch mal bitte in fünf Sätzen, woher der IS auf einmal kommt!“
Nun, kurz gesagt geht der IS auf eine ganze Reihe von Vorläufer-Organisationen mit wechselden Namen zurück, die sich ab 1999/2000 im Irak lokalisieren lassen. Ende 2013 nutzte einer dieser Vorläufer, konkret der Islamische Staat im Irak (ISI), lokale Unruhen und etablierte sich in alten irakischen Sunniten Hochburgen, insbesonder Falludja. Damit begann der Erfolg der Gruppe, welcher seinen Höhepunkt nach der Einnahme von Mossul im Nordirak in der Ausrufung des IS als Territorialstaat am 29.06.2014 und der gleichzeitigen Selbstdeklaration von Abu Bakr al-Bagdadi zum Kalifen aller Muslime fand. Hierauf aufbauend hat der IS den syrischen Bürgerkrieg und die Hoffnungslosigkeit der dortigen Bevölkerung ausgenutzt und so sein Territorium immer weiter ausgebaut.
Mit dieser zugegeben knappen Erläuterung ließe sich also erläutern, woher der IS kommt, doch wird sie der Größe und Bedrohung, die von dem IS ausgeht, wohl kaum gerecht. Wie also sieht das Ganze detailiert aus? Dieser Blogteil geht zunächst aus die Wurzeln des IS im Irak in der Zeit von 1999/2000 bis 2010 ein. Danach geht es um die Frage, was nach dem Abzug der US-Truppen im Irak passierte und warum es für den IS „so leicht“ war, sich im Irak zu etablieren. Schließlich geht der dritte Abschnitt auf die Gründe für die rasche Ausdehnung des IS in Syrien bedingt durch den dortigen Bürgerkrieg ein. Nun zu den Anfängen des IS im Irak.

1.1 Die Vorläufer des IS, Irak 1999/2000-2010
Studien zum IS belegen, dass seine Wurzeln bereits in den Irak um 1999/2000, also die Zeit des Embargos gegen Saddam Hussein, zurückgehen.[1] „ Gemeinschaft der Einheit und des heiligen Kampfes“ (Jamaat al- Tauhid wa al-Jihad) so lautet der Name der ersten Vorläuferorganisation des IS gegründet 1999 von dem Jordanier Abu Musab al-Zarqawi in Herat, Afghanistan. Von hier aus landete er mit seinen Anhängern in Folge des Anti-Terror-Kampfes gegen die Taliban im Irak, wo sich die Gruppe zu einem Sammelbecken für Jihadisten mit Kontakten zu al-Qaida im Kampf gegen die USA entwickelte. Nach dem Sturz von Saddam Hussein 2003 und der folgenden US-Besatzung des Irak wurden die vor Ort stationierten US-Soldaten zum Hauptangriffsziel der Gruppe um al-Zarqawi. Da es sich jedoch lediglich um eine Splittergruppe mit geringen finanziellen Mitteln handelte, benötige al-Zarqawi dringend Unterstützung – und leistete den Gefolgsschaftseid an al-Qaida. Ein reines Zweckbündnis für beide Seiten: al-Qaida lieferte die Gelder für Terroranschläge durch al-Zarqawi und konnte durch seine Anhänger erstmals in den Kernlanden des Islam, im Zweistromland, Fuß fassen. Angemessen an die neue Gefolgsschaftskonstellation erhielt die Gruppe nun die Bezeichnung al-Qaida im Irak (AQI) mit al-Zarqawi als Oberbefehlshaber (Emir). Wiederholte Bombenanschläge und Übergriffe auf die US-Truppen sowie zahlreiche Opfer insbesondere unter schiitischen Zivilbevölkerung sind durch die Medien bekannt und veranlassten die USA zu einem harten Kurs gegen AQI. Als entscheidender Erfolg kann dabei die gezielte Eliminierung von al-Zarqawi am 7. Juni 2006 durch einen Luftangriff betrachtet werden, genügte jedoch noch nicht, um AQI in den Untergrund zu treiben. Hierfür war die US-Besatzung auf die Hilfe ortsänsässiger Stammeskämpfer der Erweckungsbewegung (al-Sahwa) angewiesen, welche von den USA für ihren Einsatz gegen AQI bezahlte wurden. Unter dem neuen Namen Islamischer Staat im Irak (ISI) gelang es so die Gruppe 2008 in den Untergrund zu verbannen – ohne jedoch ihre Kontakte zum Staatsapparat und ihre Geldquelle durch Erdölschmuggel zu verlieren.[2] Dieser Zustand der defensive des ISI hielt nun bis zum Abzug der US-Truppen aus dem Irak 2010 und die damit mangels weiterer Finanzierung verbunden Auflösung der Erweckungsbewegung an. Ist damit der Rückzug der USA aus dem Irak verantwortlich dafür, dass es der IS im Irak so leicht hatte? Welche anderen weitergehenden Gründe trugen darüberhinaus zum Wiedererstarken der Gruppe unter ihrem neuen Anführer Abu Bakr al-Bagdadi bei?

1.2 Warum hatte der IS es im Irak „leicht“?
Um zu verstehen, was im Irak zwischen 2010 und 2014 passierte und die Etablierung des IS ermöglichte, gilt es zunächst einen Blick auf die Bevölkerungskonstellation zu werfen. Auch ist ein kurzer Exkurs in die irakische Geschichte erforderlich. 97% der irakischen Bevölkerung sind Muslime, die restlichen drei Prozent setzen sich aus Christen und Jesiden zusammen. Allerdings stellen die irakischen Muslime keine Einheit dar, vielmehr unterteilen sie sich in über 60% Schiiten und ca. 35% Sunniten zu denen auch die Ethnie der Kurden gehört. Zu diesen Fakten gehört nun ein Blick in die Machtverhältnisse im Irak insbesondere unter der Herrschaft von Saddam Hussein von 1979 bis zu Beginn der US-Besatzung 2003.
In dieser Zeit dominierte unter der Präsidentschaft von Hussein die sunnitisch arabische Minderheit sowohl die schiitischen Iraker als auch die irakischen Kurden: Beide Bevölkerungsgruppen waren nicht nur von jeglichem Einfluss auf die Regierung ihres Landes ausgeschlossen, sondern vielmehr direkter und brutaler Unterdrückung ausgesetzt - als Beispiel sei auf die berühmt-berüchtigten Anfal-Operation mit vielen Opfern unter der kurdischen Zivilbevölkerung und zahlreiche schiitische Massengräber hingewiesen.[3] Kurden und Schiiten hatten also zum Zeitpunkt des US-Einmarsches im Irak fast 25 Jahre Unterdrückung und Leid hinter sich - was den neuen Herrschern auch durchaus bewusst war.
Idee der USA war nun im Irak vom Jahr 2003 an eine neue Demokratie aufzubauen, welche den Mehrheitsverhältnissen zwischen Schiiten und Sunniten Rechnung tragen sollte, sowie eine Beteiligung des kurdischen Autonomiegebietes in Nordirak vorsah. Außerdem galt es alle Parteigenossen Saddam Husseins aus ihren Ämtern zu entfernen und die Armee zu reinigen - also Massenentlassungen von erprobten sunnitischen Generälen und Führungskräften, Neubildung der irakischen Armee und Sicherheitskräfte vor allem durch Schiiten sowie zeitgleich Räumung von Gefangenenlagern ohne genaue Prüfung der Insassen - unter diesen auch der aktuelle Führer des IS al-Bagdadi. Ein Versuch von oben herauf die Machtverhältnisse "richtig" zu ordnen und endlich allen Gerechtigkeit zu gewähren?
Bis zum Ende der US-Besatzung - fremdkontrolliert sozusagen - funktionierte die neue irakische Regierung weitgehend. Allein der Abzug der US-Truppen 2010 und der durch sie gestützten Bekämpfung von Islamisten und Extremisten sowie der Erzwungen Akzeptanz neuer schiitischer Oberhoheit sollte den Ausläufern des sog. "Arabischen Frühling" nicht standhalten.
Zunächst im Westen in Anbetracht der Entwicklungen in Tunesien, Jemen und Ägypten wenig beachtet, gab es auch im Irak 2011 wiederholt Demonstrationen gegen die Herrschaft des damaligen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki. Gründe für diese Proteste waren u.a. die grassierende Korruption, die mangelhafte Versorgung einzelner Regionen mit Strom und Wasser sowie die fehlende Sicherheit der Bevölkerung gegenüber Anschlägen so vom ISI. Allerdings war es im Irak insbesondere die sunnitische Bevölkerungsminderheit, welche sich gegen das für sie ungewohnte Gefühl der Unterdrückung und Ungleichbehandlung wandte insbesondere in den westlichen Provinzen des Landes. Bis zu Beginn des Jahres 2013 verliefen diese Proteste weitgehend friedlich, im April 2013 kam es jedoch erstmals zu gewaltsamen Vorgehen der neu strukturierten schiitisch dominierten Armee gegen Protestcamps in den westlichen Provinzen des Irak. Dieses radikale Vorgehen gegen friedliche Proteste verschärfte die bereits existente konfessionelle Auseinandersetzung zwischen sunnitischer Minderheit und schiitisch dominierter Regierung – und wurde so im Verlauf des Jahres 2013 zur idealen Basis für den ISI.[4] Da alle friedlichen Versuche der sunnitischen Bevölkerung mehr Gehör in Regierungskreisen zu finden und Gleichberechtigung für sich einzufordern immer wieder scheiterten, folgte im Januar 2014 nach den Parlamentswaren schließlich ein bewaffnter Aufstand in den westlichen Provinzen. Daran sollte sich auch nach Auszählung der Wahlergebnisse nicht ändern, denn es gab keine Regierungsmehrheit, die Politiker lehnten eine dritte Amtszeit von Maliki als Ministerpräsident ab, welcher schließlich im August 2014 – nach Eroberung von Mossul und Ausrufung des IS als Kalifat am 29.06.2014 auf irakischem Staatsgebiet -  zurücktrat. Neuer Staatschef seitdem ist Haidar al-Abadi.
Kurz gesagt ist es diese Situation, die Unzufriedenheit der sunnitischen Bevölkerung mit der Regierung, die Wut über das gewaltsame Vorgehen gegen Demonstranten und das politische Machtvakuum zu Beginn des Jahres 2014, welches sich der IS zunutze machte, um sich im Irak zu etablieren: Er profitiert schlicht vom Versagen einer Regierung, die aus der Vergangenheit nicht gelernt hat, findet durch die Rivalität zwischen Sunniten und Schiiten bei ersteren in des westlichen Provinzen generell viel Rückhalt und gewinnt nicht zuletzt durch desillusionierte ehemalige Generäle aus der Zeit von Saddam Hussein an militärischem Know-How. Hinzu kommen die langjährige Erfahrung als Untergrundsituation mit Schläferzellen und Guerillakampfemethoden sowie die Brutalität der IS-Kämpfer gegenüber Andersgläubigen hinzu, welche zum Verständnis der Einnahme Mossuls und der langen Erfolgslosigkeit der irakischen Armee entscheidend sind: Denn der IS ließ nach der Einnahme Mossul 1500 Gefangene schiitische Soldaten einzig aufgrund ihres Glaubens hinrichten, abschreckend genug, da die neue irakische Armee vor allem aus Schiiten besteht.
Doch welche Ursachen führten zur Ausdehnung des IS in Syrien? Welchen Einfluss hat der dort seit 2011 herrschende Bürgerkrieg auf die weitere regionale Entwicklung? Diesen Fragen geht der nächste Abschnitt nach.

1.3 Der syrische Bürgerkrieg als „Motor“ für die Ausdehnung des IS
Wie gezeigt, nutzte der IS im Irak die politische Situation sowie soziale Unzufriedenheit für sich aus. Wie sieht das Ganze in Syrien aus? Inwiefern trägt der ab März 2011 in Syrien herrschende Bürgerkrieg zu den schnellen territorialen Gewinnen des IS bei? Zur Beantwort dieser Fragen gilt es zunächst einen kurzen Blick auf die Ursachen des syrischen Bürgerkrieges zu werfen[5] und dann zu zeigen, dass der IS in seinen Vorläufern schon sehr früh in Syrien präsent war.
Ähnlich wie im Irak lassen sich Ursachen für den Bürgerkrieg in Syrien in der Bevölkerungsstruktur des Landes finden: Die überwältigende Mehrheit der syrischen Bevölkerung fast 75% sind sunnitische Muslime, diesen gegenüber steht eine Minderheit von ca. 14% Schiiten, 12% davon Angehörige der selbst unter Schiiten kritisch betrachteten Splittergruppe der Alawiten/Nusairier – der unter Führung der Familie Assad seit 1973 einflussreichsten Gruppe in Syrien. Hinzu kommen als weitere religiöse Minderheiten Christen, Juden und Jesiden sowie die Kurden als ethnische Minderheit an der Grenze zur Türkei. Doch diese Bevölkerungsstruktur gewinnt erst im Verlauf des Bürgerkrieges insbesondere die herrschende Brutalität an Bedeutung. Der Hauptauslöser war vielmehr ein Ereignis, das sich am 04./05.Februar 2011 in dem Provinzstädtchen Dar’a ereignete und dann zu dem Flächenbrand führte, der bis heute die Region dominierte. Was passierte? Eine Gruppe Jugendlicher sprühte im Zuge des Arabische Frühlings gegen das Assad-Regime gerichtete Parolen an ihre Schule und wurden dafür inhaftiert, was naturgemäß die Wut der Eltern hervorrief und in der syrischen Provinz so den Städten Hama und Aleppo zu anti-Assad-Demonstrationren führten – entsprechende gegen Demonstrationen für das Regime fanden in der syrischen Hauptstadt Damaskus statt. In der Folge bildeten sich landesweit verschiedene Oppositionsgruppen gegen die Regierung Assad, zum einen die Kurden, welche ein Ende der Minderheitenpolitik und ihre Annerkennung als Bürger forderten, zum anderen wie in Dar’a sunnitische Araber, deren Protest sich vor allem um die islamische Tauglichkeit ihrer alawitischen Regierung dreht und schließlich alte Protestgruppen aus Muslimbrüdern und Salafisten, welche die Gunst der Stunde nutzen. Geeint unter einer ersten Dachorganisation von 150 Mitgliedern, „der nationalen Initiative für den Wandel“, gewinnt diese bunt gemischte Opposition mit der Freien syrischen Armee als ihrem militärischen Arm die Unterstützung des Westens vor allem der USA; auf der anderen Seite findet sich das Assad-Regime u.a. mit russischer Unterstützung. Es ist diese weltpolitische Pattsituation, welche verhindert das die UN/Welt im syrischen Bürgerkrieg aktiv wird und so das Land in einen immer brutaleren und blutigeren Bürgerkrieg herabsinken lässt und die einfache Bevölkerung durch ihre Verzweifelung in die Arme islamistischer Gruppen treibt, die bereits ab Sommer 2011 als Hilfsfront im Land aktiv sind.
Tatsächlich ist es die islamistisch geprägte Hilfsfront für Menschen in Syrien (Jabhat an-Nusra li-Ahl asch-Schams) besser bekannt unter dem Namen Nusra-Front, welche in Syrien die Wege für den späteren Siegeszug des IS ebnet und zwischen Januar 2012 und 2013 um die 8.000 Kämpfer für sich gewinnen kann. Was führt die Syrer dazu die Nusra, einen anderen al-Qaida Ableger, positiv zu bewerten, sie sogar zu feiern? Es ist die Tatenlosigkeit des Westens gegenüber den Bomben die Assad auf sein Volk wirft, das Gefühl einzig durch die Kämpfer der al-Nusra vor Massakern durch das Regime geschützt zu werden, wie Originalzitate der Bevölkerung so aus der ARD Berichterstattung Anfang 2013 belegen.[6] Die Nusra-Front ist also gewissermaßen die syrische Schwesterorganisation zum ISI – ursächlich ja auch einer Zentrale der al-Qaida. Da sich der mittlerweile in Irak etablierte ISI jedoch weigert al-Nusra als eigene al-Qaida-Filiale im Nachbarland zu dulden und Nusra sich nicht dem ISI unterordnen will, wird der ISI aus der al-Qaida ausgeschlossen – Ende eines Zweckbündnisses – und benennt sich danach in Islamischen Staat in Irak und Syrien (ISIS), auch bekannt als ISIL (Islamischer Staat im Irak und der Levante) um. Unter dieser Neubezeichnung profitiert ISIS von zahlreichen Überläufern der Nusra-Front und kann zudem vielerorts deren bereits etablierte Kommandoposten übernehmen. Quelle für den rasanten Siegeszug des IS ab Juli 2014 auch in Syrien.

Zusammenfassend lässt sich im Ergebnis feststellen: die Wurzel des IS liegen im Irak, wo seine Vorläufer insbesondere im Kampf gegen die US-Besatzung bekannt waren. Nach dem Abzug der US-Besatzung zeigt sich die neue irakische Regierung der politischen und sozioökonomischen Situation nicht gewachsen und verliert nach ersten Unruhen 2011 bis 2013 immer mehr das Vertrauen der sunnitischen Bevölkerung im Westen des Landes – der Machtbasis des späteren IS. Dieser gewinnt durch den seit 2011 in Syrien herrschenden Bürgerkrieg auch im Nachbarland zunehmend Einfluss in der verzweifelten Bevölkerung, vor allem durch den kurzzeitigen Partner al-Nusra und getarnt als humanitäre Helfer. Soweit zu den Wurzeln des IS bis zu seiner Akklamation am 29.Juni 2014. Doch wie sehen die Strukturen des IS aus, welche Geldquellen hat und was macht ihn zu so einer Bedrohung? Diesen Fragen widmet sich der folgende zweite Teil des Blogs.


[1] Zu den frühen Anfängen siehe ausführlich: Reuter, Christoph: Die schwarze Macht – Der „Islamische Staat“ und die Strategen des Terrors, Bonn 2015, S. 7-19.
[2] Dazu mehr bei: Rosiny, Stephan: „Des Kalifen neue Kleider“: Der Islamische Staat in Irak und Syrien, in: GIGA Focus (6/2014), S. 2.
[3] Zur Situation der Schiiten im Irak vor 2003 ausführlich: Thörner, Marc: Irak – Von Saddam City zu Sadr City, die irakischen Schiiten, Lamuv Verlag GmbH, Göttingen 2005.
[4] Eine detallierte wissenschaftliche Darstellung zu den Wurzeln des Islamischen Staates im Irak liefert: Günther, Christoph: Ein zweiter Staat im Zweistromland? Genese und Ideologie des „Islamischen Staates im Irak“, Ergon Verlag, Würzburg 2014.
[5] Eine ausführliche Darstellung der Ursachen und des Verlaufs des syrischen Bürgerkrieges würde den Rahmen dieses Blogs sprengen. Insofern verweist die Autorin auf einen in der Zukunft geplanten Blog sowie auf bereits vorliegende wertvolle Quellen zum Thema so die beiden Publikationen der Zentrale für politische Bildung aus der Reihe Aus Politik und Zeitgeschichte „Syrien“(08/2013) und „Syrien, Irak und Region“ (08/2016), http://www.bpb.de/apuz/155105/syrien und http://www.bpb.de/apuz/221162/syrien-irak-und-region, zuletzt eingesehen am 28.03.2016
[6] Hier drei ausgewählte Zitate aus dem ARD Archiv (März 2013) als Beispiele: o-Ton Frau: „Ihr (d.h. der Westen) lasst und
allein unter den Bomben. Nur die Nusra schützt uns. Was ist dabei, wenn sie für uns sind, und für den Islam, für
Allah und Mohammed? Assad ist ein Ungläubiger. Nusra ist gut, das sind gute Leute, wir lieben sie.“; Junger
Mann: „ Die besten Kämpfer kommen von der Nusra. Niemand hilft uns. Amerika, Frankreich, Großbritannien
alle lassen uns im Stich. Ihr sagt: Nusra, das sind Terroristen, Fanatiker. Aber das ist uns egal. Wir sagen: Sie
verteidigen uns gegen den Schlächter Assad.“; Abdul Jabir Akaidi (Kommandant FSA): „ Die Nusra-Kämpfer
sind für uns keine Terroristen, sondern tapfere Kämpfer. Warum sollten wir auf ihre Schützenhilfe verzichten?“